Die Geschichte von Waldkappel
"In Waldkappel schnitten sich mehrere bedeutende
Handelsstraßen. Von Frankfurt kommend fuhren Handelswagen über Treysa, Homberg,
Spanngenberg durch das Obertor in Waldkappel ein. Nach mehr oder weniger langem Aufenthalt
verließen die Wagen die Stadt wieder, um über Netra die Messestadt Leipzig zu erreichen.
Das Untertor passierten ferner Wagen, die über Richelsdorf weiter ins Frankenland und
nach Nürnberg wollten oder deren Ziel die großen Städte im Norden waren. In Allendorf
gab es Anschluß an die hanseatische Straße. Viele Fuhrleute reisten von Waldkappel aus
über Kassel nach Westfalen und weiter an den Niederreihn und in die Niederlande.
Der Ort bot Fuhrleuten und Reisenden Unterkunft, Verpflegung und andere Dienste an. Mit
den Jahren begannen die Einwohner selbst Fernhandel zu treiben.
Schriftliche Erwähnung fand Waldkappel allerdings erst verhältnismäßig spät.
In einer Urkunde des Grafen Bilstein aus dem Jahre 1226 wird ein Eckehardo de Cappele
erwähnt. Die Siedlung bekam ihren Namen von einer oberhalb, auf dem Frauenberg gelegenen
Kapelle. Um Verwechslungen mit gleichheißenden Orten auszuschließen, wurde später
ergänzend das Wörtchen "Wald" angefügt. Als Waldkappel wird die Siedlung 1379
erstmals erwähnt.
Anfang des 17. Jahrhunderts stand Waldkappel in seiner größten Blüte.
Der 30jährige Krieg, der 1618 ausbrach, beendete die positive Entwicklung brutal. Nun
erwies sich die günstige Verkehrslage als Fluch. Immer mehr Soldaten quartierten sich im
Ort ein und preßten die Einwohner aus.
Am Schlimmsten wüteten jedoch die Truppen des katholischen Kaisers, Kroaten unter dem
Befehl Isolanis. 1637 brandschatzten sie Waldkappel.
In der Stadt am Walde wurden von 184 Familien 99 total ausgelöscht. Ganze 21 Familien
gab es hinterher noch in Waldkappel
Nach dem Krieg zog sich der Wiederaufbau jahrzehntelang hin. Die Kirche etwa wurde erst
1689, also 41 Jahre nach dem Friedensschluß, fertig. Die Stadt fand keinen Anschluß mehr
an ihre große Vergangenheit.
Als ein weiterer schwerer Schlag erwies sich rund zwei Jahrhunderte später der
Stadtbrand vom 25. Oktober 1854. Alle Akten wurden vernichtet. Nur im westlichen Teil der
Stadt gelang es, das Feuer einzudämmen.
Am Morgen danach zählte die Stadt 984 Obdachlose. Zum Glück war nur ein einziger
Toter zu beklagen, der 70jährige Christoph Döring. Mehr als 150 Menschen verließen
damals Waldkappel für immer, um woanders ein neues Leben zu beginnen.
Ein halbes Jahrhundert später entdeckten die ersten Sommerfrischler aus deutschen
Großstädten Waldkappel. Die Bürger reagierten auf die neue Entwicklung. 1912 endstand
eine Kommission zur Hebung des Fremdenverkehrs. Gemeinsam sann man über
Werbemöglichkeiten und den Ausbau der Infrastruktur nach. Auf der Bellevue (Trift)
stellte man eine Bank auf. Der Aussichtsturm nahe dem jetzigen "Schau ins Land"
erhielt einen neuen Anstrich."
Auszüge aus Werra Blitz 10.01.99
" Landgraf Moritz kaufte in Waldkappel ein
"
Heinz Huth: "waldkappeler notizen".
Auzeichnungen über die Geschichte
und aus dem Leben der Stadt Waldkappel".
Geschichtsverein Waldkappel 1998.